Mütter zuerst oder zuletzt?

Wir Minimalisten entrümpeln Haushalt, Kleidung, Kalender und Daten, um mehr Zeit für die wichtigen Dinge im Leben zu haben. Hat man aber Kinder oder pflegebedürftige Personen zu betreuen, kann es schwierig sein, Zeit für sich freizuschaufeln. Selbst ein Fernsehabend daheim wird laufend unterbrochen.

Ich nehme mir einen einzigen Freizeit- Termin pro Woche vor. Außerhalb vom Haus bin ich ungestört.

Im Frühling und im Sommer fahre ich einmal pro Woche zu meinem Segelboot. Ob mein Sohn und ich am Samstag zum baden dort sind, ich am Donnerstag nach der Arbeit eine Runde segle oder ich Samstag/Sonntag Arbeitsstunden im Segelverein ableiste, ist mir egal. Hauptsache, Tapetenwechsel und an der frischen Luft.

Im Herbst und im Winter besuche ich einmal pro Woche einen Kurs bei Volkshochschule. Ab Oktober den Ukulele- Kurs für Fortgeschrittene. Pro Semester werden 10 Abende gesungen und musiziert. Dauerkurse, die das ganze Jahr laufen, nerven mich irgendwann.

Glückliche Mutter = Glückliche Familie, lautet ein Sprichwort. Im Alltag dürfen wir unsere Grundbedürfnisse zuerst erfüllen und uns danach gestärkt um die Familie kümmern.

Ausschlafen am Sonntag: Durch den bekloppten Schulbeginn um 8 Uhr wurde mein Sohn konditioniert, täglich um 6 Uhr aufzustehen. Ich bleibe Sonntag trotzdem bis halb sieben oder sieben liegen, wenn ich weiterschlafen kann. Thorger isst dann zwar Schokokekse als erstes Frühstück. Sein Schoko- Müsli und eine halbe Banane bekommt er später serviert. Ich bin meinem Mann unendlich dankbar, dass er an den Werktagen Frühstück und Pausenbrote für uns drei zubereitet und ich dreißig Minuten länger schlafen darf.

Bereit für den Tag: Ich muss morgens um sechs Uhr nicht ungekämmt und im Schlafanzug ein Flugzeug für meinen Sohn auf Papier malen. Er ruft durchdringend: „Spitfire. SOFORT.“ Ich kontere: „Später. In 5 Minuten.“ Jeden Morgen kämme ich die Haare, verwende Deo und ziehe das Büro- Outfit an. Mein Homeoffice- Outfit besteht aus langer Leggings und ein sauberen Shirt. Unterscheidet sich gar nicht so stark vom Winter- Pyjama. Doch im Schlafanzug gehe ich nicht zum Schulbus! Im Gegensatz zu „Fly Lady“ trage ich zu Hause keine Turnschuhe, sondern Birkenstoxx- Imitat. Abgesehen vom Zähneputzen bin ich bereit für den Tag.

Zeit für Pflege limitieren: Morgens stelle ich den Küchenwecker auf 5 Minuten. Diese 5 Minuten spendiere ich, um die gewünschte Spitfire samt Wallace&Gromit als Besatzung zu malen. Für eine Landschaft im Hintergrund fehlt die Zeit. Beim Anziehen der Kinderkleidung sage ich wie ein Mantra vor mich hin: „Wir müssen zum Bus. Wir müssen zum Bus. Wir müssen zum Bus.“ Sonst können wir eine halbe Stunde mit dem Anziehen vertrödeln.

Eine Folge der Staffel statt unbegrenzter Filmgenuss: Mein Sohn gruselt sich bei der Serie „Primeval: Die Rückkehr der Urzeitmonster“. Wir haben sämtliche Folgen zu zweit angeschaut. Anfangs wollte er vorher noch weitere DVDs schauen. Ich bin konsequent auf dem Zimmer gegangen. Und dass nach einer Folge Schluss ist, hat er schnell akzeptiert. „Es ist dunkel. Wir müssen zum Bett“, weiß er selbst. Wir schauten immer nur eine Folge pro Abend an.

Kinder und Pflegebedürftigen Grenzen zu setzen, ist unabdingbar für die eigene Gesundheit. Zuständig fühle ich mich trotzdem für 24 Stunden am Tag.

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